Feature Vom Mythos der Verbrauchermacht

Ob Abzocke am Kunden oder Ausbeutung von Arbeitern – bei Missständen in der Wirtschaft erfolgt schnell der Ruf nach einem Verbraucherboykott. Wo Politiker oder Unternehmer versagen, sollen es die Konsumenten richten.Die Idee mit dem Boykott von Waren hatten Aktivisten bereits im 18. Jahrhundert – beim Kampf gegen die Sklaverei. Seitdem haben Menschen es immer wieder mit Käuferstreiks versucht: Sie haben Shell gestoppt, als der Konzern die Ölplattform Brent Spar im Meer versenken wollten. Beim Kampf gegen Rüstungskonzerne sind sie dagegen gescheitert. Heute sieht die Mehrheit der Bürger im Boykott das wichtigste Instrument, um das wirtschaftliche Geschehen zu beeinflussen. Wirtschaftsführer attestieren dem Verbraucher einen wachsenden Einfluss und Wissenschaftler sprechen von einer Moralisierung der Märkte. Tatsächlich entpuppt sich die Einkaufsmacht des Einzelnen in vielen Situationen als Mythos.

WDR, 09.03.2014